Wie wird das Gesundheitswesen in der Zukunft aussehen? Was sind die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für Innovationen, und welche Rolle spielen Daten und KI? Dies waren die Hauptthemen der Diskussion auf der jährlichen Veranstaltung des CleverHealth Network (CHN) Ökosystems, die am 16. Januar im Terkko Health HUB in Helsinki stattfand. Bei der Veranstaltung kamen rund 100 Experten zusammen, um sich über die jüngsten Highlights des Ökosystems zu informieren und die wichtigsten Herausforderungen und Chancen der digitalen Gesundheit zu diskutieren.
Das Ökosystem liefert beeindruckende Ergebnisse
Markku Mäkijärvi, Chefarzt des Universitätskrankenhauses Helsinki (HUS), überbrachte die Grüße der Geschäftsführung des HUS. Eine alternde Bevölkerung und knappe Ressourcen im Gesundheitswesen sind Herausforderungen, denen wir nicht nur in Finnland, sondern auch weltweit gegenüberstehen. Es besteht ein großer Bedarf an neuen Innovationen, und insbesondere die Digitalisierung spielt dabei eine wichtige Rolle. Er hob die Pionierarbeit des CleverHealth Network als renommiertes Innovationsökosystem hervor. Er betonte insbesondere die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Unternehmen und Angehörigen der Gesundheitsberufe. Er wies darauf hin, dass es neben der gemeinsamen Entwicklung auch wichtig ist, die entwickelten Lösungen in die Praxis umsetzen zu können, was im CHN bereits geschieht. Er erwähnte auch, dass die aktive Zusammenarbeit der HUS mit anderen akademischen Krankenhäusern in den nordischen Ländern und Europa eine gute Plattform für die internationale Zusammenarbeit im CHN bieten kann.
Virpi Rauta, Leiterin des CHN-Koordinationsteams bei HUS, gab einen kurzen Überblick über die Errungenschaften und Zukunftspläne des Ökosystems. Seit 2017 konzentriert sich CHN auf die Entwicklung von Lösungen für klar identifizierte klinische Bedürfnisse, wobei die vielfältigen Gesundheitsdaten von HUS genutzt werden. Die Zusammenarbeit mit HUS-Klinikern aus einem breiten Netzwerk von Unternehmen hat bereits zu mehreren bedeutenden Ergebnissen geführt, die sowohl die Lebensqualität der Patienten als auch die Effizienz der Gesundheitsversorgung verbessern. Es wurden konkrete Lösungen zur Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung entwickelt und implementiert, zum Beispiel in den Bereichen Algorithmen zur Erkennung von Hirnblutungen, Frühdiagnose seltener Krankheiten und Behandlung akuter Leukämie, Fernüberwachung von Schwangerschaftsdiabetes und Heimdialyse. Das Ökosystem wird nun auf andere Bereiche ausgedehnt.
Virpi sagte: „Wir wollen jetzt einen breiteren Blick auf den Gesundheitssektor werfen und echte Bedürfnisse und relevante Forschungsherausforderungen identifizieren, die wir gemeinsam mit Unternehmen und Forschungspartnern angehen können. Beispiele dafür sind der bessere Einsatz von medizinischen Geräten und Robotern und die Frage, was wir tun können, um die Prozesse im Gesundheitswesen, die umfassende Patientenversorgung oder zum Beispiel die Effizienz der Logistik im Krankenhausumfeld zu verbessern. Nachhaltige Entwicklung im Gesundheitswesen ist auch ein breiteres Thema, das wir genauer untersuchen werden.“
Von den CHN-Projekten wurden dieses Mal ein abgeschlossenes und ein gerade begonnenes Projekt vorgestellt. Der Forscher Ville Vartiainen von der HUS präsentierte die Ergebnisse des großen Projekts E3 Excellence in Pandemic Response and Enterprise Solutions, an dem 22 Unternehmen und 7 Forschungseinrichtungen beteiligt waren. Eine Interventionsstudie in Kindergärten in Helsinki zeigte, welche Rolle luftübertragene Krankheitserreger bei der Erkrankung von Kindern spielen und wie wichtig Belüftung und Luftreinigung zum Schutz davor sind. Eine weitere interessante Teilstudie des Projekts befasste sich mit dem Superpartikel-Phänomen, d.h. damit, wie verschiedene Personen und unterschiedliche Arten des Umgangs mit Schall Aerosole erzeugen und damit auch Krankheitserreger verbreiten.
Die Ziele des neuen gemeinsamen Projekts „AI in Fertility Science: shaping the Future of IVF“ wurden von Hanna Savolainen-Peltonen von HUS, Iveta Lohovska, Paula Serna und Guillermo Ayllon von HPE und Miikka Kiiski von CGI vorgestellt. Das Projekt zielt darauf ab, eine KI-basierte Lösung für Fruchtbarkeitsbehandlungen zu entwickeln, die in Kliniken für die Embryonenauswahl, die Vorhersage des Fruchtbarkeitserfolgs und die Optimierung der individuellen Behandlung eingesetzt werden könnte.
Zusammenarbeit mit Partnernetzwerken
Eeva Salminen, Senior Director von Business Finland, beschrieb die Mission Healthcare Reimagined 2035, die dazu beitragen soll, die Herausforderung eines Tsunamis chronischer Krankheiten und eines zunehmenden Mangels an Arbeitskräften im Gesundheitswesen in den Industrieländern zu bewältigen. Sie besteht aus zwei Schwerpunktbereichen: persönliche digitale Gesundheit sowie präventive und nachhaltige Gesundheitsversorgung. Zu den Prioritäten gehören chronische Krankheiten, Alterung, Krebs und psychische Gesundheit. Im Einklang mit dieser Mission hat Business Finland im vergangenen Jahr ein neues Programm, Health 360 Finland, ins Leben gerufen, das ebenfalls eng mit den Hauptthemen des CleverHealth Network verbunden ist. Es zielt darauf ab, die Einführung neuer digitaler Technologien im Gesundheitssektor zu beschleunigen und neue Geschäftsmöglichkeiten auf globaler Ebene zu schaffen.
Nima Jokilaakso von Sitra brachte eine nordische Dimension in die Diskussion ein, indem sie das Projekt VALO (Value from Nordic Health Data) vorstellte. Das Projekt zielt darauf ab, die Nutzung von Gesundheitsdaten zu rationalisieren, die EHDS-Gesetzgebung vorzubereiten und die gemeinsame Datenzusammenarbeit durch Pilotstudien in den nordischen Ländern zu fördern.
Blick in die Zukunft
In ihrer Grundsatzrede erörterte Päivi Sillanaukee, Programmdirektorin des Ministeriums für Soziales und Gesundheit, wie die Zukunft des finnischen Gesundheits- und Wohlfahrtssektors gestaltet werden kann. Ein wichtiges Instrument und ein Paradigmenwechsel basieren auf der Prävention und dem Einsatz von Technologie, Daten und künstlicher Intelligenz. „Finnland ist führend in der Gesundheitsinnovation, wo ein iterativer Ansatz eine nachhaltige Entwicklung und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessengruppen ermöglicht hat. Ziel ist es, ein nachhaltiges und innovatives Gesundheitssystem zu schaffen, von dem sowohl die Bürger als auch die Gesellschaft als Ganzes profitieren. Als Pionier mag Finnland nicht alles sofort gelungen sein, aber die Bereitschaft, aus Herausforderungen zu lernen und Korrekturen vorzunehmen, ist der Kern der Führung und der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.“
Mikko Rotonen, Innovation Director bei HUS, hielt einen inspirierenden Vortrag über die heißen Themen der Zukunft des Gesundheitswesens, indem er die wichtigsten Megatrends sowie eine Reihe von zukünftigen Technologietrends vorstellte, die von verschiedenen Foresight-Unternehmen gezeichnet wurden. Unter den vielen diskutierten Themen hob er die KI-gestützte Diagnostik, Telemedizin (Telehealth), personalisierte Medizin, tragbare Technologien und autonome humanoide Roboter hervor.
Das Thema Robotik wurde von Ville Riikkala fortgesetzt, der eine Pilotstudie von Nokia Bell Labs vorstellte, in der untersucht wurde, wie Roboter in einer Krankenhausumgebung eingesetzt werden könnten, zum Beispiel als Assistenten von Krankenschwestern oder als Datenquellen.
Die Sitzung endete mit einer interaktiven Podiumsdiskussion zum Thema „Gesundheitsinnovation für 2030 – welche Herausforderungen müssen angegangen werden“. An der Podiumsdiskussion nahmen Mikko Rotonen von HUS, Saara Hassinen, CEO von Healthtech Finland, Päivi Sillanaukee von STM, Klaus Tamminen, Head of Medical Affairs bei AstraZeneca, und Markku Heino von Spinverse als Moderator teil. Die Diskussion konzentrierte sich auf die wichtigsten Herausforderungen/Bedürfnisse im Gesundheitswesen in einer 5-10-Jahres-Perspektive, die Möglichkeiten, die neue Technologien bieten, die Nutzung von Daten und KI sowie kritische Engpässe, z.B. bei der Zusammenarbeit und der Implementierung neuer Lösungen.
Diese jährlich stattfindende öffentliche Veranstaltung brachte ein breites Spektrum an Experten aus Unternehmen der Gesundheitstechnologie und IKT, Forschern und Klinikern aus verschiedenen Bereichen sowie aus Behörden zusammen. Das gemeinsame Interesse an der Entwicklung und Zusammenarbeit bei digitalen Gesundheitslösungen spiegelte sich im Enthusiasmus, den lebhaften Debatten und der Interaktion während der Veranstaltung wider und gipfelte natürlich in der Networking-Sitzung zum Abschluss der Veranstaltung.